Als Schweizer Entwurf für die EXPO des Jahres 2002 wurde der „Globe of Science and Innovation“ auf dem damaligen EXPO-Gelände am schweizerischen Neuenburger See nahe Neuchâtel errichtet. Damals wurde der spektakuläre Rundbau aus einer lichtdurchfluteten Holzhülle und einer hölzernen Innenhülle allerdings noch „Palais de l’Equilibre“ genannt. Der ungewöhnliche Holz-Bau galt schon damals als eines der Paradebeispiele für die spannenden Möglichkeiten nachhaltiger Gebäude-Entwürfe.
Da die „Schweizerische Eidgenossenschaft“ den hölzernen Bau anschließend der „Europäischen Organisation für Kernforschung“ (CERN) mit Sitz in Genf zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum stiftete, wechselte der Rundbau nach der EXPO seinen Standort. Er wurde in seine Einzelteile zerlegt und auf dem CERN-Gelände neu errichtet. Das Zerlegen war relativ einfach, weil die Hölzer nur mit Spangen und Bolzen zusammengehalten wurden. Beide ließen sich ohne weiteres entfernen. Nach der Neuerrichtung auf dem CERN-Gelände wurde das Kugelgebäude als „Globe of Science and Innovation“ bezeichnet.
Der hölzerne EXPO-Rundbau dient seither als museales Ausstellungsgebäude für zwei wissenschaftsorientierte Dauerausstellungen der CERN. Außerdem wird das Gebäude als Veranstaltungsort für Konferenzen und Wissenschafts-Workshops, als Ausstellungsort für moderne Kunst und als Event-Location für passende Veranstaltungen genutzt.
Ein spektakulärer und symbolträchtiger Bau
Mittlerweile gilt das ehemalige EXPO-Gebäude als touristischer Anziehungspunkt und beliebter Schweizer Publikumsmagnet. Zugleich gilt der „Globe“ als verbindendes Symbol zwischen moderner Forschungstätigkeit, der Forschungsgeschichte und dem Leben der Menschen. Der „Globe of Science and Innovation“ wurde vom Genfer Architekten Hervé Dessimoz in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Holzingenieur Thomas Büchi verwirklicht. Er war durch seine gerundete Bauweise als Hommage an Mutter Erde gedacht. Der luftige Holzbau hinterlässt beim Betrachter tatsächlich tiefen Eindruck. Die hölzernen Meridiane, die man besonders bei heller Innenbeleuchtung erkennen kann, erinnern an die Erdmeridiane. Noch interessanter ist, dass der Bau komplett CO2-neutral ist und sogar CO2 aufnehmen kann.
Der ungewöhnliche Holzbau – Durchmesser 40 Meter, Höhe 27 Meter – steht für menschlichen Einfallsreichtum und visionäre Kraft. Er beweist außerdem, dass fachliches Können in Sachen Holzbauweise auch ungewöhnliche Architektenentwürfe umsetzen kann. Die luftig konstruierte Außenhaut des Gebäudes und die Innenhülle wurden fast komplett aus nachhaltigen Hölzern gebaut. Die ungewöhnliche Holzkonstruktion wurde mit Lärchen-, Fichten- und Kiefernholz, sowie Douglasie und Kanadischem Ahorn errichtet. Das verwendete Bauholz stammte ausschließlich aus Schweizer Wäldern. Der damals in der Schweiz unter Architekten thematisierte Nachhaltigkeitsgedanke führte dazu, dass beim Bau des hölzernen Globus zusätzlich recycelte Holzelemente vom Schweizer EXPO-Pavillon des Jahres 2000 verwendet wurden.
Bei der EXPO 2002 diente der eindrucksvolle Kugelbau dann dem Nachhaltigkeitsthema. Damit sollte schon damals die Aussage getroffen werden, dass Holzbauten aus ökologischer Sicht zukunftsfähiger sind als Betonbauten. Die Bedeutung von Holz als nachwachsendem Baumaterial sollte mit der Konstruktion hervorgehoben werden. Seit dem Ende der EXPO dient der hölzerne Kugelbau als Erweiterung des CERN-Besucherzentrums. Mit der Wiedereröffnung des Kugelbaus im Jahre 2004 verband die europäische Forschungseinrichtung die Feier ihres 50-jährigen Bestehens. Zu diesem Anlass war der „Globe of Science and Innovation als Stiftungs-Geschenk an die CERN übergeben worden.
Vor dem imposanten Holzgebäude steht eine monumentale Stahl-Skulptur der amerikanischen Künstlerin Gayle Hermick. Die Stahlkonstruktion wurde von Hermick „Wandering the Immeasurable“ getauft. Sie zeigt zwei ineinander verschlungene Stahlschleifen. Das Innere der Stahlschleifen ist mit mathematischen Formeln beschrieben. Diese beziehen sich auf wichtige mathematisch-wissenschaftliche Berechnungen. Die Außenseite benennt Hunderte von elementaren wissenschaftlichen Entdeckungen und ihre jeweiligen Entdecker. Thematisiert wird durch die Stahlskulptur die Weitergabe von Wissen unter den Menschen als Grundlage aller Forschungstätigkeit.
Die Nutzung des ehemaligen EXPO-Gebäudes
Seit 2005 ist der „Globe of Science and Innovation“ als modernes Wissenschaftsmuseum öffentlich zugänglich. Der hölzerne Kugelbau wurde 2016 erstmals umfassend renoviert. Er ist seit Jahren ein Schweizer Besuchermagnet und eröffnet als beliebtes Wissenschaftsmuseum einen neuen Blick auf den Zusammenhang zwischen der Wissenschaft und der Welt, in der wir leben.
Die untere Ebene des Gebäudes spiegelt in einer Dauerausstellung namens „Universe of Particles“ die Arbeit und die Entwicklung des CERN-Forschungsinstituts selbst. Die Dauerausstellung soll den Blick der Besucher auf Inhalte aus Wissenschaft und Forschung erweitern. Der Besucher betritt einen abgedunkelten Saal, der an ein blau beleuchtetes Universum mit Sternen und Planeten erinnert. Die interaktiven Ausstellungsvitrinen sind als weiße Hänge und Stand-Kugeln mit integrierten Video-Bildschirmen gestaltet. Die Ausstellung soll Zusammenhänge zwischen Wissenschaft und Kultur, Gesellschaft und Bildung herstellen und verständlich machen. Auch der Entwurf des Gebäudes selbst soll auf den Besucher Eindruck machen. Die hölzerne Konstruktion scheint im Widerspruch zu den gezeigten Inhalten zu stehen. Tatsächlich verbindet sie diese aber mit allem, was uns umgibt.
Durch den eindrucksvollen Holzbau wird ein Bezug zwischen Kernforschung, Nachhaltigkeit und Natur hergestellt. Dieser kommt für die Betreiber des Wissenschaftsmuseums sicher nicht ungelegen. Im Jahre 2022 bemüht sich die EU darum, den EU-Staaten die Kernkraft erneut als umweltfreundliche und grüne „Übergangstechnologie“ schmackhaft zu machen. Der Klimawandel zwingt die Menschen, endlich neue Wege der Energieerzeugung zu suchen. Das Bestreben der EU, der Kernkraft eine neue Bedeutung zu geben, dürfte AKW-Betreibern und den Forschungsinstituten wie dem CERN gelegen kommen. Der Besuch des „Globe of Science and Innovation“ dürfte dieses Thema mit mehr Hintergrundwissen unterfüttern. Vor allem aber könnte es keinen aktuelleren Bezug zu den gezeigten Themen geben.
Die Besucher können über spiralförmige Rampen, die zwischen der durchlässigen Außenhülle und der fest gefügten Innenschale verlaufen, die obere Ebene begehen. Dort werden interessante Filme und auf kürzere Zeit angelegte Ausstellungen und Kunst-Installationen gezeigt. Außerdem werden hier Konferenzen zu aktuellen Wissenschaftsthemen, Workshops zu physikalischen Themen oder Empfänge veranstaltet. Forschungsinstitutionen und Unternehmen sowie Spender an die „CERN & Society Foundation“ können hier eigene Events veranstalten. Auch Veranstaltungen wie das „Electronic Art Festival“ passen in dieses Ambiente, in dem die Zukunft dieses Planeten und der Wissenschaft auf jedem Quadratmeter präsent ist.
Die obere Ebene des „Globe of Science and Innovation“ wird durch einen runden Lichtschacht mit Tageslicht versehen. Die CERN betreibt hier ein ansehnliches Multimedia-Auditorium mit 250 Zuschauer-Plätzen. Zudem gibt es eine mehrköpfig besetzte Kunst-Kommission, die sich um die Verbindung zwischen „Kunst und Wissenschaft“ kümmert. Das Team soll geeignete Events oder Ausstellungen ins Haus holen. Die Kommission lädt daher regelmäßige namhafte Künstler aus verschiedenen Sparten ein.
Die Ausstellungen im „Globe of Science and Innovation“
In der unteren Ebene wird im „Globe of Science and Innovation“ eine Dauerausstellung über Nuklearphysik gezeigt. Diese reflektiert auf anschauliche Weise die Forschungsarbeit, die im CERN geleistet wird. Die Ausstellung „Universe of Particles“ bietet einen multimedialen Eindruck von der hohen Bedeutung der Partikel in der Physik. Die Ausstellung vermittelt außerdem einen Eindruck über die Arbeit mit dem „Large Hadron Collider„, dem weltweit größten Teilchenbeschleuniger am „Europäischen Kernforschungszentrum“ (CERN). Solche seltenen Einblicke sind mit Sicherheit beeindruckend.
Interaktive Ausstellungsstücke und Videos sollen das Publikum auch mit anderen Physik-bezogenen Themen in Berührung bringen. Fragen nach dem Ursprung des Universums, bestimmten physikalischen Theorien oder kosmischen Strahlen werden verständlich beantwortet. Die zweite Dauerausstellung ist dem Thema „Mikrokosmos“ gewidmet. Auch hier geht es vor allem um die Forschungsthemen des CERN. Beide Ausstellungen wurden so aufbereitet, dass sie auch vom breiten Publikum oder von Schulklassen mit 14-jährigen Kindern verstanden werden können. Selbst jüngere Schüler können herausfinden, was es mit dem „Large Hadron Collider“ auf sich hat. Sie erfahren, was für Experimente dort unternommen werden, wozu diese Experimente dienen und wer den Teilchenbeschleuniger gebaut hat.
Auf diese Weise wird trockenes Schulwissen mit Leben gefüllt. Das Publikum kann in verständlichen Bildern und Texten mehr über die Arbeit mit der Partikel-Physik oder lernen, warum Partikel-Kollisionen im Teilchenbeschleuniger bestimmte Ergebnisse erzeugen. Welche Erkenntnisse darauf resultieren und welche zu neuen Forschungsansätzen führen, wird thematisiert. Durch die Geschichten der Menschen, die im CERN-Forschungsinstitut arbeiten, erfahren die Besucher mehr über die Geschichte des CERN. Kinder können unter dem Mikroskop winzige Partikel erkennen, die dann wiederum den Wissenschaftlern die Entdeckung und Erforschung noch winzigerer Partikel ermöglichen.
Die Besucher können ein Selfie in einem Tunnel machen, der einem Teil des Teilchenbeschleunigers nachgebildet ist. Sie erfahren mehr über technische Herausforderungen und deren Lösung. Die Ausstellungen sind teilweise auch für sehbehinderte Menschen erschlossen. Alle Ausstellungsbereiche sind für Rollstuhlfahrer befahrbar. Rollstühle können auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden. Das Audio-Material kann auch als Download oder per QR-Code genutzt werden. Die publikumsfreundliche und ungewöhnliche Art der Präsentation dieser Themen hat das ehemalige EXPO-Gebäude zu einem Publikumsmagneten gemacht.
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